Hier kommt ein kontroverses Thema auf den Tisch. Man könnte einige Bücher darüber füllen oder lange Abende mit Imkerkollegen darüber diskutieren.
Wir haben uns entschieden (hauptsächlich) mit der Buckfastbiene zu imkern. Hier nun ein kleiner Versuch klarzustellen, warum wir uns entschieden haben, wie wir uns entschieden haben.
Bremen ist ein Carnicagebiet
Dieses Argument hört man bei Imkerabenden des Bremer Imkervereins von 1875 e.V. Bei der Jahreshauptversammlung 2017 “outeten” wir uns als Buckfastimker. Die folgende Diskussion war freundlich, führte aber zu keiner wirklichen Annäherung. Hauptargument gegen die Buckfastbiene ist, dass Bremen Carnicagebiet sei.
Sicherlich gibt es eine gefühlte Mehrheit an Carnica-Imkern. Zumindest wenn man den ca. vierzig bei der Jahreshauptversammlung anwesenden Personen zuhört. Ungefähr die Hälfte zeigte sich besorgt und deuteten an, auf diese Bienenrasse bestehen zu wollen. Die andere Hälfte zeigte sich eher uninteressiert an der Thematik. Von einigen dieser stummen Zuhörer wissen wir, dass sie sich um die Herkunft der Bienen in ihren Beuten weniger Sorgen oder Gedanken machen.
Nach der Veranstaltung kamen zwei Imker auf uns zu und berichteten uns davon, dass auch sie Buckfastbienen in ihren Kästen halten. Weiter wurde davon berichtet, dass Berufsimker mit 60 Buckfastvölkern nach Bremen regelmäßig einwanderten und dass auf dem Stadtwerder eine gewisse Anzahl von Buckfastimkern ihre Bienen aufgestellt haben.
Wenn sich also bei der JHV bereits ca. 10% als Buckfastimker zeigen, wird die Anzahl der tatsächlichen Imker mit Buckfastbienen sicherlich höher liegen. Die Anzahl der reinen Carnicaimker bei der JHV würden wir so bei ca. 50% schätzen.
Der Drohnenhimmel
Bremen gilt ja als besonders alternativ. Aus eigener Erfahrung kennen wir einige Bienenkistenimker, die sich der wesensgemäßen Bienenhaltung verschrieben haben. Das beinhaltet ein Ablehnung von Bienenrassegedanken und eine Vermehrung über den Schwarmtrieb. Das bedeutet natürlich auch, dass diese Bienenvölker unkontrolliert angepaart werden. Darüber kann man unterschiedlich denken. So kommen zu den “Rasseimkern” also noch eine unbekannte Größe von “Antirasseimkern” dazu. Im vergangenen Jahr 2016 haben am Bremer Bienenboxkurs ca. 15 Personen teilgenommen. Wie viele es über die letzten Jahre geworden sind, kann man nur vermuten. Das sie sich aber nicht unbedingt im Imkerverein wiederfinden lassen, liegt nahe. Wenn man dann noch die behördlichen Profis direkt fragt, wundert es kaum, dass man in Bremen nur von einem sehr heterogenen Drohnenhimmel sprechen kann. Ein Mix aus Carnica, Buckfast, dunkler Biene und einer wilden Bremer Mischung die (geschätzt) den Großteil ausmacht. Das kann man ebenfalls beklagen, zieht sie doch eine Herausforderung für die Standbegattung mit sich. Auf der anderen Seite bedeutet es aber auch, dass der Drohnenhimmel hier in Bremen über einen großen Genpool verfügt.
Ein interessanter Artikel dazu aus Köln. Einige Argumente treffen auf Bremen ebenso zu.
Satzung des Vereins
Die Satzung des Vereins gibt eindeutig als Vereinszweck die Zucht der Biene ohne Bezug auf eine besondere Bienenrasse an. Ein fortschrittlicher Gedanke, wie wir finden. Kein Hundebesitzer kann für alle Menschen behaupten, dass “seine” Hunderasse, die beste Hunderasse für alle Menschen wäre. Unterschiedliche Ideen, unterschiedliche Wünsche, unterschiedliche Bedürfnisse führten zu unterschiedlichen Hunderassen, angepasst an die jeweiligen Anforderungen und Bedingungen.
Ähnlich sollten wir auch bei den Bienen denken. Hunde züchtet man nicht auf der Straße und Bienen züchtet man auch nicht über eine Standbegattung. Dafür haben wir glücklicherweise Belegstellen. Oder, wem es zusagt, die künstliche Besamung als Werkzeug.
Wir werden Stecher bekommen
Stecher gab es, gibt es und wird es vermutlich auch zukünftig geben. Diese Unart liegt in den Genen der Honigbiene. Dulden kann man sie in unserem städtischen Gebiet aber auf keinen Fall. Kreuzen sich Carnica und Buckfast, wird man in der F1 nicht gleich Stecher bekommen. Lässt man aber diese F1 sich dann unkontrolliert an unserem heterogenen Drohnenhimmel paaren, wird sich irgendwann auch wieder größere Aggressivität in unseren Bienen wiederfinden lassen. Liegt dies nun an der Buckfast? Was passiert denn mit einer Carnica, die sich unkontrolliert mit anderen Carnicas verpaart? Auch hier wird sich eine gewisse Aggressivität zeigen, da es sich ja eigentlich um eine evolutionär für die Biene wichtige Eigenschaft handelt. Nur uns Menschen gefällt das natürlich nicht. Wir sorgen durch Zucht dafür, dass diese Eigenschaft auf ein Minimum begrenzt wird. Folglich sollten wir uns eher über unkontrollierte Verpaarungen Gedanken machen. Das Gute an der Aggresivität ist es aber, dass sie sich, laut Bruder Adam, recht schnell herausselektieren lässt (vgl. Sanftmut). Man muss eben dafür Sorgen, dass sich Drohnen von friedfertigen Völkern mit friedfertigen Königinnen paaren. Ob nun Carnica und Nicht-Carnica ist hierbei erst mal egal. Entscheidend ist, dass wir mit dem Ergebnis selektiv umgehen: Aggressivität kann nicht geduldet werden. (Vgl. Einfluss von Buckfast und Carnica auf Verhaltenseigenschaften der Landbiene)
Die beste Kiste
Beim Anfängerkurs erzählten alte Hasen davon, dass ihre Beute die einzig richtige Beute wäre. Blöde nur, dass die alten Hasen sich nicht einig waren. Oder auch vielleicht besser. Vielfalt in den Werkzeugen erlaubt es Imkern, unterschiedlichen Bienenhaltungskonzepten nachzugehen – mit all ihren Schattenseiten. Aber die Entscheidung für die “eigene” Betriebsweise ist jedem selbst überlassen und es scheint weniger kontrovers diskutiert zu werden, wie noch vor ein paar Jahren.
Ähnliches erhoffen wir uns von der Diskussion über die Bienenrassen. Jeder soll für sich entscheiden, womit geimkert wird. Ob mit Styropor oder Holz, ob mit Magazin oder Golz, ob mit Buckfast oder Landrasse.
Wer sich angeregt fühlt einen Kommentar zu hinterlassen, ist eingeladen dies unten zu tun. Bedenkt aber bitte die Netiquette einzuhalten und sachlich zu bleiben.
Weitere interessante Artikel:
Über Zucht und Carnica-Buckfast
Add Comment